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Das Museum Peenemünde

Ab 1936 entstand im norden der Insel Usedom das größte Rüstungsprojekt des dritten Reichs, die Heeresversuchsanstalten Peenemünde, im Oktober 1942 gelang von hier aus der erste Start einer mit Flüssigbrennstoff betriebenen Rakete ins All. Die Forschungen, die ein Mittel im Streben nach der nationalsozialistischen Weltherrschaft darstellten, waren geprägt von der Maßgabe, eine Waffe zu entwickeln, gegen die jede Gegenwaffe wirkungslos war. Dementsprechend bezeichnete Goebbels die Rakete mit der ursprünglichen Bezeichnung Aggregat 4 später zynisch als Wunder- und Vergeltungswaffe 2 (V 2). Die Peenemünder Arbeiten bildeten die Grundlage zur Massenherstellung der V 2, mit der im 2. Weltkrieg belgische, englische und französische Städte beschossen wurden. Produktionsstätte war hauptsächlich der Kohnstein in Mittelbau-Dora, einem Außenlager des KZ Buchenwald. Nach 1945 trugen Erkenntnisse aus der Peenemünder Grundlagenforschung maßgeblich zur Weiterentwicklung der Raketentechnik und zur Entstehung der Raumfahrt bei. Diese historischen Entwicklungen bilden die Schwerpunkte in der Dokumentation des Museums Peenemünde, das im Kraftwerk der ehemaligen Heeresversuchsanstalt beherbergt ist. Das Museum fühlt sich besonders der Toleranz, Völkerverständigung und Aufklärung verpflichtet und versteht sich über den engen musealen Rahmen hinaus als eine Begegnungs-  und Kulturstätte mit einem breit gefächerten Angebot. Für seine friedensfördernden Bemühungen erhielt das Museum Peenemünde im Jahr 2002 das Nagelkreuz von Coventry.

Sauerstoffwerk Peenemünde      Fernheizungssystem Peenemünde

Ausstellung im Museum (HTI) Pennemünde

Historisch-Technisches Museum
Peenemünde GmbH (HTM)
Im Kraftwerk
17449 Peenemünde

Telefon: +49 38371 505 0
Telefax: +49 38371 505 111
E-Mail: htm@peenemuende.de

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Walter-Schleuder im HTM

Das HTM (Historisch-Technische Museum) Peenemünde ist im Besitz eines neuen und noch dazu ausgesprochen seltenen Großexponats – einer so genannten Walter-Schleuder. Dabei handelt es sich um eine Katapultrampe, mit deren Hilfe die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg Flügelbomben Fi 103 – besser bekannt als (Vergeltungswaffe) 1 – vom besetzten Holland aus in Richtung England und später auch in Richtung Belgien verschoss.

Drei Pioniere auf dem Weg zum Mond

Vom Science Fiction zur Realität
Drei Pioniere auf dem Weg zum Mond

Im Kraftwerk der geheimen Waffenschmiede Hitlers befindet sich heute eines der meist besuchten Museen in Deutschland. Eine Zeit der ungewissen Realität in der eigenen Welt der 20er und 30er Jahre lässt Zukunftsvisionen freien Raum – auch der Idee, fremde Welten zu erobern. Mit dem Direktor des Museums Peenemünde, Dirk Zache, folgen wir diesmal drei Einzelschicksalen im „Raketenfieber“, lange Zeit vor Peenemünde.

Eine „verunglückte“ Doktorarbeit wird zum Bestseller:
Die Rakete zu den Planetenräumen
Der aus Siebenbürgen stammende Hermann Oberth hatte sich seit 1907 mit diesem Thema beschäftigt und wollte seine Untersuchung als Dissertation einreichen. Seine Doktorarbeit wurde aber von der Universität Heidelberg nicht angenommen.
Das Buch "Die Rakete zu den Planetenräumen" erschien im Jahr 1923 und wurde ein unerwartet großer Erfolg. Hermann Oberth (1894–1989) vollzog darin den Schritt vom Sience Fiction zur physikalischen Theorie. Erstmals lieferte er damit den Beweis, dass die Raumfahrt technisch durchführbar ist und die Erdanziehung mit der Flüssigkeitsrakete zu überwinden war.
Reclams Universum, H. Oberth, 1929
"Die Rakete zu den Planetenräumen" war der Auslöser für die Raketeneuphorie, die Deutschland bis Anfang der 30er Jahre erfasste. Die große öffentliche Resonanz veranlasste den Autor die dritte Auflage seines Buches stark zu erweitern: "Wege zur Raumschiffahrt" (1929). Dafür erhielt er den Internationalen Preis für die beste Arbeit auf dem Gebiet der Raumfahrtwissenschaft. Als unbestrittener Kopf der deutschen Raketenforscher leitete Oberth zeitweilig auch den Verein für Raumschiffahrt.
Oberth war zweifellos ein genialer Denker, der eine Fülle bahnbrechender Ideen lieferte. Doch auch ihm fehlte die technische Erfahrung. Sein Versuch, zur Uraufführung des Films "Frau im Mond" in kürzester Zeit eine Flüssigkeitsrakete zu bauen und zu starten, war so zum Scheitern verurteilt.
Und es funktioniert doch: "Frau im Mond"
Fritz Langs Film "Frau im Mond" war der letzte große Stummfilm in Deutschland und der große Kassenschlager der Kinosaison 1929/30. Mit der Premiere am 15. Oktober 1929 erreichte auch das Raketenfieber in Deutschland seinen Höhepunkt.
"Frau im Mond" ließ einen Mondflug detailliert miterleben, lange bevor die erforderliche Technik existierte. Die große Publikumswirksamkeit von Raumfahrt und Raketen hatte sowohl den Regisseur als auch die UFA angezogen; im Gegenzug steigerte der geschickt vermarktete Film das öffentliche Interesse an Raketen zu einer umfassenden Modewelle.
Der Regisseur Fritz Lang setzte auf Seriosität: Als wissenschaftlichen Berater zu seinem Film gewann er Hermann Oberth, den führenden Theoretiker der Raketenbewegung. Das Raumschiff und sein spektakulärer Start setzten Oberths Ideen ins Bild um - Filmrealität.
Oberth war 1928 nach Berlin gekommen und übernahm Ende 1929 auch den Vorsitz im Verein für Raumschiffahrt. Berlin wurde zum neuen Zentrum der Raketenforscher. Er hoffte auf die baldige Umsetzung seiner Raumfahrttheorien. Wie weit die Visionen allerdings der Wirklichkeit vorauseilten und welche technischen Hürden noch zu überwinden waren, zeigte Oberths Versuch, als Reklame-Event zur Filmpremiere den Start einer Flüssigkeitsrakete in die Tat umzusetzen: Sein kläglicher Misserfolg und finanzielle Schwierigkeiten bewogen schließlich Oberth zum Rückzug in seine Heimat Siebenbürgen. Aber auch den anderen Pionieren erging es nicht besser. 
Johannes Winkler
Die Raumfahrt im Kopf - zwischen Zeichenbrett und Werbetrommel
Der Ingenieur Johannes Winkler (1897–1946) in Breslau wurde zu einer Zentralfigur der deutschen Raketenbewegung. Um die von Winkler 1927 begründete Zeitschrift "Die Rakete" und im Verein für Raumschiffahrt (gegründet 1927) sammelten sich bis Ende der 20er Jahre rund 1000 Raumfahrtfreunde aus Deutschland und der Welt zum Ideenaustausch.
Winkler war auch der erste Deutsche, dem 1931 der Start einer Flüssigkeitsrakete gelang. Den geplanten Start auf der Greifswalder Oie konnte er 1932 allerdings nicht verwirklichen, da die Behörden Schäden am Leuchtturm befürchteten. Für seine privaten Arbeiten an der Flüssigkeitsrakete fand er in Hugo Hückel einen Gönner aus der Industrie. Am 14. März 1931 gelang der erste Start seines Apparats. Die Starts der Rakete HW 2 (Hückel-Winkler 2) schlugen 1932 aber wegen technischer Probleme fehl.
Da in der Wirtschaftskrise das Geld für weitere Versuche fehlte, kehrte Winkler 1929 zu Junkers nach Dessau zurück und arbeitete dort an der geheimen Entwicklung von Raketentriebwerken.
Tanz auf dem Pulverfass – zwischen Space Shuttle und Militärs
Reinhold Tiling (1893–1933) kam von der Fliegerei zum Raketenbau. Die Lektüre von Oberths "Rakete zu den Planetenräumen" brachte ihn 1924 auf den Gedanken die Kluft zwischen reiner Theorie und reiner Praxis zu schließen. Seit 1928 arbeitete er an einem Raketenflugzeug, das als Rakete starten und mit ausklappbaren Flügeln landen sollte – das erste Space Shuttle.
Geld bekam er seit 1929 auch von der Reichsmarine, die an seinen Entwicklungen besonderes Interesse hatte: Für sie konstruierte er Pfeilgeschossraketen, deren Zuverlässigkeit den Militärs jedoch nicht genügte. Da die Postrakete damals als rentable Einsatzmöglichkeit erschien, erfolgte der Start des Modells am 15. April 1931 als 1. Deutscher Postraketenstart am Dümmersee.
Ankündigung des Raketenstarts als öffentliche Veranstaltung, August 1932
1931 wurden Raketen auf Wangerooge verschossen, 1932 führte Tiling seine Geräte auf dem Tempelhofer Feld vor. Für die Erprobung der militärisch interessanten Pfeilgeschossraketen wurde keine Reklame gemacht. Tiling konzentrierte sich zunächst auf Pulverraketen, in deren Verbesserung er bedeutende Fortschritte machte. Der geplante Übergang zur Flüssigkeitsrakete gelang nicht mehr.
Reinhold Tiling ist das Muster eines Ingenieurs, den die Arbeitslosigkeit zur Beschäftigung mit Raketen trieb. Finanzielle Rückendeckung erhielt er durch Freunde und durch einen Gönner, der an den Erfolg seiner Arbeit glaubte. In fast auswegloser finanzieller Situation wurde Tiling 1933 Opfer einer Pulverexplosion im Laboratorium. Sein Bruder Richard setzte zunächst die Arbeit fort, musste sie aber Ende 1934 auf Druck der Gestapo einstellen.

Text und Fotos Dirk Zache
Leiter des Historisch-technischen Informationszentrums Peenemünde

 Quelle : usedom-exclusiv.de

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