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Es ist ein trüber Novembertag...

Es ist ein trüber Novembertag und es ist ruhig auf der Insel. Immer wieder fängt es an zu regnen und der Wind treibt die Blätter vor sich her, so auch in der Bansiner Seestraße. Hier befindet sich das Rolf - Werner - Gedenkatelier, Wohnort und Wirkungsstätte des 1989 verstorbenen Malers. Es ist kurz nach 11 Uhr, täglich gibt es um diese Zeit Führungen durch das Atelier und das Leben des Malers. Im Flur, durch die Scheibe zu sehen, ein junges Mädchen, dass mit dem Hausputz beschäftigt ist, sie öffnet freundlich die Tür und fragt, ob ich eine Führung wünsche. Zaghaft sage ich ja, denn ich scheine der einzige Gast zu sein und eine Führung allein für mich, einen so gar nicht Kunstverständigen scheint fast etwas zu viel verlangt. Wenige Augenblicke später erscheint eine liebenswerte ältere Dame, die mich freundlich bittet doch einzutreten. Ich entschuldige mich dafür, dass ich nach über 40 Jahren Inselleben erst jetzt den Weg in das Atelier finde, ein Schmunzeln auf der anderen Seite und schon befinde ich mich inmitten der vielen wunderschönen Gemälde Werners ...

Rolf - Werner - Gedenkatelier in Bansin

Die freundliche Dame ist die Witwe des 1916 geborenen und im Jahr der Wende gestorbenen Malers. Vermutlich kann sie zu jedem der Bilder eine Geschichte erzählen, schließlich hat sie die Entstehungsmonate eines jeden Bildes mit erlebt. In Leipzig geboren lernte Werner als Kind die Handelsmetropole und deren Vororte kennen, und malt bereits in dieser Zeit. Nach der Lehre als Retuscheur, studierte er an der Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe Leipzig. Vom Dienst in der Luftwaffe 1939 kommt er schon bald in englische Gefangenschaft. Ein Stillleben seiner Schuhe von damals lässt erahnen, unter welchen Entbehrungen die Jugend seiner Generation verflog. Nach dem Krieg ist Werner freischaffender Maler in Leipzig, der 1953 nach Bansin auf die Insel Usedom übersiedelte. Hier hatte er Siegrid kennen gelernt, seine spätere Frau, die freundliche Dame, die mich heute durchs Atelier führt.

Kunst auf Usedom ..

Werner schaffte es bald die Kunst auf Usedom ganz entscheidend mit zu prägen. Mit Niemeyer-Holstein freundschaftlich verbunden, vertrat er jedoch eine eigene künstlerische Richtung. Er war ein Meister darin, sich das Gesehene zu verinnerlichen, um es später an der Staffelei zu komponieren und die von ihm gesehene Stimmung der Motive, Landschaften und Figuren zu entwickeln.
Meine Atelierführung beginnt in einem Zimmer neben dem eigentlichen Atelier. Hier finden sich Bilder verschiedenster Themen und Schaffensperioden, die zugleich ein umfassendes Zeugnis über Werners Arbeiten ablegen. Er hat fast nur Ölbilder gemalt, da konnte er immer und immer wieder und länger daran arbeiten, meist mehrere Monate. Kaum vorstellbar war es für ihn, sich von einem Bild zu trennen, höchstens einmal für eine Museum, eine Galerie, nicht aber durch Verkauf. Wie man denn dann von der Malerei leben konnte, frage ich. Wieder dieses freundliche gütige Lachen: er konnte einfach malen, brauchte keine Auftragswerke, weil sie nach dem Studium der Zahnmedizin in Greifswald als Zahnärztin die Verdienerin in der Familie war. So entstanden Bilder aus dem Bedürfnis heraus, einfach zu malen, aus der Stimmung, den Eindrücken. Entsprechend umfassend und zusammenhängend ist das Schaffen Werners, was seine Gattin Frau Dr. Sigrid Werner ihren Besuchern hier in Bansin zeigen kann.
Viel noch erzählen die Bilder von Rolf Werner und viel noch erzählt mir die Witwe des Malers, auch dass einige Bilder von ihm in der Nationalgalerie hängen, dass sie regelmäßig Ausstellungen mit seinen Bildern veranstaltet und viel noch bleibt sicherlich zu sagen, weshalb ich bestimmt bald wieder kommen werde.

Das Rolf-Werner-Gedenkatelier ist ganzjährig geöffnet. Führungen finden täglich um 11 Uhr und Dienstags, Donnerstags, Samstags und Sonntags zusätzlich nochmals um 14.30 Uhr
Das Atelier befindet sich in der Bansiner Seestrasse 60 gegenüber dem Sky - Markt.
Telefon: 038378 29228

M. Gründling

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